WLADIMIRO TULLI (Macerata, 1922-2003)
Geboren 1922 in Macerata, wo er lebt und arbeitet. Er beginnt seine Tätigkeit sehr jung, als er 1938 der futuristischen Gruppe U. Boccioni in Macerata beitritt. Ein Hauptvertreter dieser Gruppe ist B. Tano, der ihn zu einer weniger konformistischen Malerei animiert, fern von jedem naturalistischen Bezug, offen für die Phantasie und die Erfindung neuer Formen. 1939 lernt er F. T. Marinetti und 1940 E. Prampolini kennen, mit dem eine langjährige Freundschaft und Zusammenarbeit beginnt. Mit der Boccioni-Gruppe nimmt er im März 1940 an der Futurismusausstellung, 1942 an der I. Nationalen Ausstellung über Fotoreliefs, beide im Theater Lauro Rossi in Macerata, sowie an den anderen Veranstaltungen der Gruppe teil, einschließlich einiger Filmerfahrungen. Nach dem Tode B. Tanos wird Tulli zur treibenden Kraft der Gruppe, während seine Bilder und Plastiken erste lyrische Elemente auf surrealer und abstrakter Basis zeigen. 1942 lernt er G. Balla, F. Depero und im selben Sommer, bei seiner Rückkehr nach Italien, I. Pannaggi kennen. Er trifft auch O. Licini, mit dem in der Nachkriegszeit eine lange und nützliche Freundschaft beginnt. 1942 nimmt er ausserdem an der Ausstellung des „Sindacato Interprovinciale delle Marche“ teil, die in der Stadtbibliothek von Macerata abgehalten wird. Hier stellt er zwei Basreliefs aus, die später verloren gehen, deren „gelungene Verbindung der Komposition“ der Dichter M. Coltorti ausdrücklich lobt. 1943 wird er zur IV. Quadriennale d‘Arte in Rom eingeladen, mit seinem Werk „L‘Aeroritratto n. 2“, einem Basrelief aus Aluminium und Kupfer, das Ende 1942 zusammen mit anderen in Zusammenarbeit mit F.T. Marinetti, der seine Arbeiten stets mit großem Interesse verfolgt hat, gegossen wurde. 1943 trifft er auch B. Munari, M. Reggiani, M. Radice, M. Rho und dann L. Veronesi. Nach dem Krieg (in den er durch die Widerstandsbewegung und den Befreiungskrieg involviert ist) sucht der Künstler seinen ganz persönlichen Weg in die Abstraktion: Ausdrucksfreiheit und das Glücksgefühl der Farberfindung gehen Hand in Hand mit einem ausgeprägten Interesse an der Materie und verleihen seinen nicht-bildlichen Darstellungen lyrischen Charakter. In dieser Zeit stellte er nicht nur persönliche Kontakte und Beziehungen zu den wichtigsten Vertretern der größten Bewegungen der abstrakten, konkreten, räumlichen und informellen Kunst in Italien und Europa her, darunter MAC in Mailand, Gruppo A in Pesaro, Age d‘Or und Forma 1 in Rom, Astrattismo fiorentino, Art Club International, Fondazione Origine in Rom etc. 1950 lernt er A. Burri kennen, mit dem er eine langjährige, brüderliche Beziehung der Solidarität und Freundschaft pflegt. Ab 1952 ist er aktives Mitglied der Gruppe Numero in Florenz und nimmt an allen ihren Veranstaltungen in Italien und Europa teil. Ab den 50er Jahren wählt er neue Wege in der Kunstkeramik, in die er den Schwung und die Besonderheiten seiner plastischen und malerischen Arbeit einfliessen läßt. In den 60er Jahren tritt er der Gruppe Eclat in Paris bei, zusammen mit Wood, Aynard und Poliakoff und stellt mehrere Male in der Gallerie Antipoete aus. 1962 gründet er die Gruppe Levante in Macerata. In der Zwischenzeit macht er zahlreiche Studien- und Arbeitsreisen nach Deutschland, Spanien, Marokko, Tunesien, Jugoslawien, USA, Frankreich, Malta, Kreta, Schweden usw. In diesen Jahren investiert er großes Engangement in die dekorative Kunst, in Wandplastiken und Graffiti, die er in Macerata, Pesaro, Bologna, Ascoli Piceno, S. Benedetto del Tronto, Rimini, Teramo, Fano, Urbino, Matelica, Offida, Castelraimondo und 1993 in Porto S. Giorgio, im neuen Sitz der Sparkasse Fermo, realisiert. Er illustriert auch verschiedene Bücher und entwirft Bühnenbilder.