Im 1942, nach der Ermordung des Vaters durch die Nationalsozialisten, übersiedelt er mit der Familie in die Schweiz. Hier widmet er sich zuerst dem Tanz (1954-57 Solotänzer am Stadttheater Bern), dem Theater sowie der konkreten und der ideographischen Dichtung. 1959 zieht er nach Paris, wo er die kinetische Kunst kennenlernt und die Gesellschaft MAT (Multiplication d‘Art Transformable) gründet, zur Herausgabe kinetischer Werke. Zusammen mit seinem Freund, dem Bildhauer Tinguely, wirkt er außerdem bei der Organisation der Ausstellung "Bewogen Beweging" (Stedelijk Museum Amsterdam, 1961) mit. In Paris sammelt Spoerri alte, nicht mehr verwendete Alltagsgegenstände. Er beginnt damit, diese Gegenstände auf einer Unterlage zu befestigen und sie nach dem Zufallsprinzip miteinander zu kombinieren. Diese Kompositionen, die dann senkrecht angebracht werden, sind die Anfänge der "Tableaux-pièges", auf denen die Gegenstände einem neuen, zufälligen und verwendungsfremden Kontext zugeordnet werden und damit ungewöhnliche Merkmale annehmen. Diese Neuverwendung von Alltagsrelikten weckt das Interesse von Pierre Restany, der Spoerri dazu bringt, sich den Studien des "Nouveau Réalisme" anzunähern, einer Bewegung, der er 1960 beitritt und in dessen Kontext er seine ersten "Situations d‘objets" ausstellt. Betrachtungen über zufällig gefundene Gegenstände finden sich in der „Topographie anecdotée du hasard“ (1962) wieder, die er in Zusammenarbeit mit Filliou verfaßt: Es handelt sich hierbei um eine detaillierte Beschreibung der Dinge, die auf einem Tisch in seinem Zimmer liegen, angereichert mit den Geschichten, die ihm zu den einzelnen Gegenständen einfallen. Spoerri wendet diese Betrachtungsweise in einer Reihe von Werken an, mit denen er sich den traditionellen Regeln der Kunst widersetzt: "Détrompe d‘oeil" (1963) umgibt Alltagsgegenstände mit einem unwirklichen, gemalten Kontext, der ihre Identität entstellt; "Pièges à mots" (1964) sind Assemblagen, die Redewendungen materialisieren. Seine Absicht, die traditionelle Wahrnehmung des Reellen zu verdrehen, bringt ihn dazu, über den rein visuellen Bedeutungsgehalt seiner Tableaux-pièges hinauszugehen und auch den Tastsinn, den Geruchssinn, den Geschmackssinn mit einzubeziehen. 1963 (das Jahr, in dem er George Maciunas kennenlernt und der Fluxusbewegung beitritt) konkretisiert er seine Studien anläßlich der Ausstellung „723 ustensiles de cusine“, die in der Pariser Gallerie J stattfindet, welche sich für einige Tage in ein Restaurant verwandelt, in dem die Gäste und Künstler (bedient von bekannten Kunstkritikern) aufgefordert sind, mit den Resten ihres Essens eßbare Tableaux-pièges zu realisieren. Diese Erfahrung war ein solcher Erfolg, daß Spoerri 1968 beschließt, ein Restaurant in Düsseldorf zu eröffnen. Ab 1967, nachdem er sich auf der griechischen Insel Sumi niedergelassen hat, beginnt er, die magische Ausstrahlung aufgefundener Gegenstände zu betrachten: Er realisiert die "Conserves de magie à la noix" (archäologische Objekte), die "Natures mortes" (für die er auch Tierkadaver verwendet) und schließlich Assemblagen mit den unterschiedlichsten Materialien, wie Fleischwölfe oder orthopädische Hilfsmittel, die in parodistische Idole verwandelt werden, von denen einige sogar in Bronze gegossen werden. Ein Großteil seiner Werke befindet sich heute in der Stiftung "Il giardino di Daniel Spoerri" bei Seggiano (Grosseto), die 1998 eröffnet wurde, an dem Ort, an dem der Künstler derzeit lebt und arbeitet.